Wie kann man die Mobilität im Alter erhalten?

Für ein Testgehen bringt Mathias Haeger Sensoren an verschiedenen Körperpunkten an. (Foto: DSHS)

Die Menschen in Deutschland werden im Durchschnitt immer älter. Die Geburtenrate ist konstant niedrig. Begriffe wie „alternde Gesellschaft“ und „demografischer Wandel“ sind in aller Munde. Dies sind Rahmenbedingungen, die die sogenannte Alternsforschung befeuern: Im Graduiertenkolleg „Eingeschränkte Mobilität im Alter“ forschen drei (sehr junge) Wissenschaftler der Sporthochschule zu diesem Thema. Ihre Arbeit stellten sie gestern im Rahmen des Kölner Themenjahres „ÄLTER, BUNTER, KÖLNER. Gesellschaft im Wandel“ interessierten Bürgerinnen und Bürgern vor.

Was ist ein Graduiertenkolleg? Und warum ist es notwendig, die Mobilität älterer Menschen zu erforschen? Diese Fragen beantwortete Eleftheria Giannouli mit einigen einführenden Informationen. Dass sich die Bevölkerungszusammensetzung seit Mitte des 20. Jahrhunderts massiv verändert hat, hat Auswirkungen auf viele Gesellschaftsbereiche, insbesondere auf das Gesundheitssystem. „Die Verantwortlichen im Gesundheitssektor sind natürlich interessiert daran, dass ältere Menschen lange gesund und mobil bleiben, zum einen, um länger erwerbsfähig zu sein, zum anderen, um das Gesundsheitssystem weniger zu belasten“, schilderte die junge Wissenschaftlerin die Hintergründe.

„Bei der Mobilitätsforschung betrachten wir den Menschen als Ganzes. Mobilität ist sehr vielschichtig. Wichtig ist daher, dass in der Alternsforschung insbesondere alltagsnahe Messverfahren und alltagsnahes Training angewendet werden“, erklärte Giannouli, Doktorandin im Institut für Physiologie und Anatomie sowie im Institut für Bewegungs- und Sportgerontologie der Sporthochschule. Mobilität könne nicht auf einen Faktor, z.B. die Kraftfähigkeit oder Ausdauerleistung eines Menschen, reduziert werden. Vielmehr bedeute Mobilität im Alter, sich selbständig im gewohnten und ungewohnten Umfeld zu bewegen. Dazu gehört das Busfahren genauso wie das Einkaufen oder die Bedienung technischer Geräte.

Auf das alltagsnahe Konzept des Graduiertenkollegs ging dann Mathias Haeger, Doktorand am Institut für Physiologie und Anatomie und am Psychologischen Institut, näher ein, indem er zwei konkrete Studien erläuterte. In einer Fahrsimulation sollen die Probanden beispielsweise das Autofahren üben, indem sie mit diesem Test zahlreiche Reize trainieren, z.B. das Reaktionsvermögen oder das periphere Sehen. Eine zweite Studie geht der Frage nach, ob es wirklich immer Sport und Bewegung sein müssen, um die Mobilität im Alter zu verbessern oder ob eine ausgedehnte Freizeitaktivität in einer Gruppe dieselben Effekte hat. Dazu werden Probanden gruppenweise Unternehmungen machen, z.B. eine Sehenswürdigkeit besichtigen oder im Park spazieren. „Uns geht es dabei um einen alternativen Ansatz zum Sport und um eine multifaktorielle Wirkungsweise unserer Studien“, sagte Haeger.

Die dritte Doktorandin im Bunde, Dorothee Altmeier, erläuterte ein Projekt zum Treppensteigen älterer Menschen. Hintergrund der Studie ist, dass Menschen eine Bewegung kennen und ausführen können, wenn sie bloß ein Video der Situation betrachten, im Fachjargon „Voraktivierung durch visuelle Stimulation“. Die These ist, dass ältere Menschen, die sich vor dem eigenen Treppensteigen entsprechende Videos anschauen, die Treppe anschließend sicherer überwinden können. „Bislang haben wir verschiedene Experimente unter Laborbedingungen durchgeführt. Der nächste Schritt sieht den Transfer in die Praxis vor. In Kooperation mit einem Seniorenwohnheim werden wir an Treppenaufgängen und -abgängen Monitore montieren, auf denen die Videos gezeigt werden, die dann einen Lerneffekt bei den Bewohnern haben sollen, sodass diese die Treppe einfacher bewältigen“, erklärte Altmeier ihr Projekt.

Zum Ausklang der Veranstaltung hatten die Besucherinnen und Besucher noch die Möglichkeit, verschiedene Testverfahren aus der Alternsforschung selbst auszuprobieren, z.B. einen sensomotorischen Koordinationstest (Posturomed), einen Gangtest oder den Test der visuellen Reaktion am Bildschirm.