Glucocorticoide

Geschichte

Seit 1975 hatte die Medizinische Kommission des IOC versucht, den Gebrauch von Glucocorticoiden während der Olympischen Spiele zu reduzieren, indem nach Applikation ein Attest des Mannschaftsarztes verlangt wurde. Diese Regel hatten alle Internationalen Sportverbände übernommen. Hiermit sollte der unkontrollierte Einsatz dieser Verbindungen verhindert werden.

Der Grund hierfür war, dass Glucocorticoide aus nicht medizinischen Gründen oral, intramuskulär und sogar intravenös in einigen Sportarten missbraucht wurden. Gerade die Tatsache, dass sie das Immunsystem bei längerer Anwendung extrem schwächen, lässt ihre Anwendung kontraproduktiv erscheinen. Es wird vermutet, dass euphorisierende Effekte der Glucocorticoide wahrscheinlich einer der Hauptgründe für ihren Missbrauch sind.

Aktuelles Reglement

Die Benutzung von Glucocorticoiden ist verboten, wenn sie systemisch eingesetzt werden. Hierzu gehören folgende Anwendungsformen: intramuskuläre und intravenöse Injektion sowie orale, rektale Applikation.

In Form äußerer Anwendungen (Ohr, Auge und Haut), bei Inhalationstherapien (z.B. Asthma) und bei lokalen oder intra-artikulären Injektionen sind Glucocorticoide nicht verboten.

Wirkung

Nach ihrer Wirkung lassen sich die Hormone, die in der Nebenniere synthetisiert werden, folgendermaßen einteilen:

  1. Glucocorticoide
  2. Mineralcorticoide und
  3. Androgene

Glucocorticoide sind an der Regulation des Kohlenhydratstoffwechselsbeteiligt. Sie beeinflussen aber auch den Fett- und Eiweißstoffwechsel. Sie werden unter Stress vermehrt synthetisiert und ausgeschieden. Das wichtigste körpereigene Glucocorticoid ist Cortisol.

 

Strukturformel von Cortisol 

Wirkungen der Glucocorticoide auf den Stoffwechsel

Glucocorticoide fördern die Synthese von Glucose aus Aminosäuren (Gluconeogenese), die aus dem Abbau von Proteinen frei werden. Der Glucoseumsatz wird gesteigert. Es wird vermehrt Glycogen in der Leber gebildet. Sie wirken aber katabol, da sie den Proteinabbau fördern. Es kommt zu einer negativen Stickstoffbilanz.

Sie beeinflussen den Fettstoffwechsel, indem sie - ähnlich wie die Catecholamine - lipolytisch wirken, das heißt, sie fördern den Abbauch von Fetten zu Glycerin und freien Fettsäuren. Es kommt bei langzeitiger hoher Dosierung zu einer Umverteilung des Fettes mit Abnahme der Fettschicht an den Extremitäten und Fettzunahme am Stamm, im Nacken und im Gesicht (Vollmondgesicht und Stammfettsucht des Cushing-Syndroms)

Wirkungen der Glucocorticoide auf das Immunsystem

Erhöhte Cortisolkonzentrationen führen zu einer Unterdrückung immunologischer und entzündlicher Vorgänge. Die antiinflammatorische (entzündungshemmende) Wirkung ist abhängig von der direkten Wirkung des Glucocorticoids im Entzündungsgebiet. Sie hemmen hier vielfältige Prozesse, die sich bei der Ödembildung und im Entzündungsvorgang abspielen.

So stabilisieren sie z.B. die Zellmembranen der Lysosomen und verhindern somit die Freisetzung lysosomaler Enzyme. Diese Enzyme fördern den Entzündungsprozess. (Lysosome sind Zellorganellen, die intrazelluläre Materialien, wie defekte zelluläre Organellen, abbauen). Sie hemmen u.a. die Synthese verschiedener Eicosanoide wie Prostaglandine, Leukotriene und Thromboxane, die im verletzten Gewebe freigesetzt werden und den Entzündungprozess fördern.