Pionier zwischen Geißbockheim und Sporthochschule

Die Deutsche Sporthochschule Köln und der 1. FC Köln lagen im Leben von Rolf Herings dicht beieinander. (Foto: 1. FC Köln)

Der legendäre Leichtathletikdozent Rolf Herings ist vorige Woche im Alter von 77 Jahren gestorben.

Wenn Rolf Herings mal wieder mit Toni Schumacher im Leichtathletikzentrum der Deutschen Sporthochschule auftauchte, war ihm die Aufmerksamkeit der Anwesenden sicher. Der Leichtathletikdozent absolvierte hier regelmäßig komplexe Trainingseinheiten mit dem Torhüter des 1. FC Köln und der deutschen Nationalmannschaft – in  einer Zeit, als andere Keeper nicht einmal ahnten, dass Kraft- und Beweglichkeitstraining sie möglicherweise besser machen würde. „Was er an innovativen Übungen drauf hatte, war spektakulär“, erinnert sich Dr. Norbert Stein vom Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten, der sich 15 Jahre lang ein Zimmer mit Herings im Institutsgebäude I teilte.

Herings war das Kunststück gelungen, unmittelbar nach seinem Studium in den Kreis der Dozenten an der Sporthochschule aufgenommen zu werden. Er galt als anspruchsvoll, doch wer wirklich etwas lernen wollte, bemühte sich um Kurse bei dem ehemaligen Weltklassespeerwerfer, der zwei Deutsche Meistertitel gewonnen hatte, 1964 Siebter bei den Olympischen Spielen wurde und zwischenzeitlich den Deutschen Rekord hielt. Über 40 Jahre war er zwischen 1964 bis 2005 als Leichtathletikdozent an der Sporthochschule aktiv, gehörte zu den Gründern des Leichtathletik-Teams Deutsche Sporthochschule (LT DSHS) und wurde für die Studierenden bald auch der berühmte Mann aus der Fußball-Bundesliga.

Unter dem legendären Hennes Weisweiler arbeitete Herings zunächst freiberuflich als erster Konditionstrainer des deutschen Profifußballs bei Borussia Mönchengladbach, bevor er 1969 vom 1. FC Köln angestellt wurde. Eigentlich sollte er sich auch hier vor allem um die Athletik der Spieler kümmern, avancierte aber bald zu einem der ersten Torwarttrainer der Liga. Die Hochschulleitung genehmigte seinerzeit eine Nebentätigkeit von zwei mal 2,5 Stunden pro Woche als Konditionstrainer sowie als Beobachter der Heimspiele. Und wenn spielfrei war, lud Herings Freunde und Kollegen zu denkwürdigen Wochenenden in seine Jagdhütte ins Sauerland ein.

Seine wichtigste Leidenschaft blieb aber der 1. FC Köln. Über 40 Jahre feilte er an der Physis der Profifußballer, war zwei mal übergangweise Chefcoach, der gebürtige Rheydter blieb, während Präsidenten, Manager und Stars kamen und gingen – ein echtes Kunststück. Nach Schumacher entwickelte er auch Bodo Illgner zu einem Weltklassetorhüter und wurde „zu einer Institution in der Fußballlehrerausbildung“, wie sich Norbert Stein erinnert. Am 29. September ist Rolf Herings nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben.

Die Deutsche Sporthochschule Köln spricht seiner Familie und seinen Freunden ihr tiefes Beileid aus.