Sportdirektor*in im Nachwuchsleistungs- und Amateurfußball

Wie plant man eigentlich einen Kader, wie führt man einen Verein und wann sollte man einen Trainer entlassen? Diese und viele weitere Fragen beantwortete Fredi Bobic am Dienstag den Studierenden des Zertifikatsstudiengangs „Sportdirektor*in im Nachwuchsleistungs- und Amateurfußball“. Über seine Praxiserfahrungen als Sportdirektor verschiedener deutscher und internationaler Vereine sprach er im Rahmen eines Seminars bei Studiengangsleiter Univ.-Prof. Dr. Daniel Memmert.

Mit den Beratern der Stars verhandeln, Trainer freistellen und der Presse Rede und Antwort stehen: Die Aufgaben eines*einer Sportdirektor*in sind vielfältig. Seit dem Frühjahr 2022 gibt es an der Deutschen Sporthochschule einen Zertifikatsstudiengang, der angehende Sportdirektor*innen optimal auf das Jobprofil vorbereiten soll. Dabei unterstützen zahlreiche Gastreferent*innen aus der Praxis, wie Ralf Rangnik, Thomas Hitzelsberger oder eben auch Fredi Bobic.

Letztgenannter referierte am Dienstag an der Deutschen Sporthochschule. Die wichtigste Aufgabe als sportlich Verantwortlicher sieht der ehemalige Profi-Fußballspieler in der Schaffung einer Corporate Identity, also eines Selbstbildes des Vereins. Man müsse eine Vereinsphilosophie etablieren, sodass „jeder weiß, was er*sie zu tun hat und woran man sich orientieren kann“. Vielen Vereinen würde es zum Verhängnis werden, den festgelegten Pfad zu schnell zu verlassen.

Was als Vortrag anfing, entwickelte sich schnell zu einer regen Diskussion auf Augenhöhe zwischen den Studierenden und Bobic. Sein Appell an die Studierenden: „Zeit ist das wertvollste Gut im Geschäft und Kontinuität der Schlüssel zum Erfolg“. Als Sportdirektor*in oder Trainer*in gibt es nie eine Jobgarantie. Wie brutal das Profigeschäft sein kann, hat Bobic schon oft miterleben müssen. „Einen Trainer zu entlassen, ist das Schlimmste. Man entlässt in gewisser Weise seinen Partner. Dann ehrlich zu sich selbst zu sein und nur das Beste für den Verein zu sehen, ist hart“, so Bobic.

Sowohl auf den Amateurplätzen als auch in den Kadern der Bundesligisten vermisst Bobic einen Spielertypen: „Wir müssen zurück zum Käfigfußball. Auf dem Bolzplatz musst du Lösungen finden, das fehlt uns heute. Viele junge Spieler suchen nur noch Lösungen, die man ihnen vorgibt.“ Auf der Suche nach eben jenen „Bolzplatztalenten“ ist Bobic in seiner Zeit als Sportdirektor bei Hertha BSC Berlin auch mal „nach Wedding (Berliner Ortsteil) reingegangen. Ich habe einfach mal mit den Jungs auf dem Bolzplatz gekickt. Das müssten wir in Deutschland viel besser fördern.“

Das Zertifikatsstudium richtet sich sowohl an Ex-Profis als auch an Akademiker*innen mit sportwissenschaftlichem oder betriebswirtschaftlichem Abschluss. Die 250 Unterrichtseinheiten (70 in Präsenz und 180 im Selbststudium) können berufsbegleitend absolviert werden. Weitere Informationen ...