Goldmedaille: Was kommt danach?

Jonas Reckermann zählt zu den besten deutschen Beachvolleyballern, ist Olympiagold-Gewinner und Spoho-Absolvent. Heute unterrichtet er den Nachwuchs im Spitzensport als Lehrer.

Freitag, 11:15 Uhr. Die Schulklingel beendet die Schulstunde, die Pausenhalle füllt sich. Schüler*innen schieben sich die Butterbrote hastig in den Mund, tanzen TikTok-Tänze für die Online-Welt, vor dem Klo bildet sich eine Schlange, Rücksäcke landen achtlos auf dem Boden. Mittendrin: Jonas Reckermann. Gelassen läuft er durch die Pausenhalle. Das hier ist sein Alltag. Von Montag bis Freitag unterrichtet er am Landrat-Lucas-Gymnasium in Leverkusen als Athletiktrainer die zukünftigen Leistungsträger*innen im Sport. Die Schule gilt als Eliteschule für Sport und Fußball. Auch Jonas Reckermann kommt aus dem Leistungssport. Er gehört zu den erfolgreichsten deutschen Beachvolleyballern und gewann vier Europameistertitel, fünf deutsche Meisterschaften, sechs Turniersiege auf der FIVB World Tour, wurde Weltmeister und gewann eine olympische Goldmedaille.

Bevor er zum Beachvolleyball kam, spielte Jonas Hallenvolleyball, zu Beginn seines Lehramtsstudiums in Münster 1998 bereits in der zweiten Liga. Der Wechsel in die erste Liga ging mit einem Uniwechsel nach Wuppertal einher. Der Umschwung auf Beachvolleyball führte ihn schließlich nach Köln und an die Spoho. Warum der Wechsel? „Beachvolleyball wurde 1996 offiziell in das olympische Programm aufgenommen. Das hat den Ausschlag gegeben. Ich wollte zu Olympia." Dann 2001, der erste große Erfolg: die deutsche Meisterschaft. Es folgen weitere Medaillen, noch mehr Siege. Jonas beschreibt die Zeit, die darauffolgt, als „einen wilden Ritt". Studiert wurde immer nur im Wintersemester. Jeden Sommer gab's ein Urlaubssemester - Hochsaison - mit Training, Wettkämpfen, Reisen in ferne Länder, anderen Kulturen, vielen Eindrücken und immer neuen Menschen um sich herum. Für Jonas „eine krasse Erfahrung", für die er wahnsinnig dankbar sei. Aber auch eine Zeit, die mit wenig Privatleben, noch weniger Zeit und ständigem Unterwegssein einherging.

2004 schnuppert Reckermann das erste Mal Olympia-Luft in Athen; ein kurzweiliges Vergnügen. Sein damaliger Partner Markus Dieckmann und er scheiden im Achtelfinale aus. Dennoch sei es eine wichtige Erfahrung gewesen. ,,Olympia ist nicht vergleichbar mit anderen Turnieren. Es gibt viel Ablenkung, der Fokus verliert sich leicht." Olympia in London 2012 läuft dafür umso besser. Mit seinem neuen Teamkollegen Julius Brink startet er ins Turnier. Und gewinnt Gold. Obwohl Jenas daran nicht unbedingt geglaubt hat: „Trotz der vielen Erfolge war der Sieg bei Olympia nicht gesetzt."

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere, nach mehr als elf Jahren im Spitzensport, beendet er seine Laufbahn mit 33 Jahren. Aus gesundheitlichen Gründen, aber auch weil der Abschied nach Olympia leichter war. ,,Ich war mit mir im Reinen", sagt Jenas. Er beendet sein Lehramts-Studium, macht sein Examen 2013. Direkt eine Aufgabe zu haben, „war vielleicht auch ganz gut, weil ich nicht in so ein mentales Loch fallen konnte." Nach dem Abschluss folgt ein Ausflug in die Medienwelt - oder zumindest in die Unterhaltungsbranche bei Pro7: TV Total Turmspringen, TV Total Pokerstars, TV Total Wok-WM. Während der Beachvolleyball-WM in Hamburg ist er als TV-Experte dabei. „Ich habe nur Sachen gemacht, auf die ich Lust hatte, aber grundsätzlich bin ich ein Sicherheitstyp und wollte etwas Handfestes." Lehrer sein, das war für Jenas schon immer ein Wunsch und irgendwie folgerichtig. Schmunzelnd fügt er hinzu: ,,Ich bin auch ein bisschen ,Typ Beamter'. Ich brauche schon Sicherheit und Strukturen und muss wissen, was passiert." Es folgt das Referendariat in Köln und schließlich der Wechsel nach Leverkusen.

In seinem Lehreralltag und bei seinen Schüler*innen spielen seine sportlichen Erfolge keine große Rolle. „Irgendwann spricht es sich rum, aber viele sind auch einfach zu jung, um mich als Sportler zu kennen." Wenn es thematisch passt, spricht er auch über seine Wettkämpfe und ermöglicht seinen Schüler*innen damit einen Einblick in eine Welt, die so viele von ihnen gerne selbst erleben wollen. Dabei betont er: ,,Das ist ein Teil in meinem Leben, aber der spielt hier keine große Rolle." Viel lieber führt er sie jetzt zu Erfolgen.

Text: Theresa Templin

Erfolgreiches Duo

Jonas Reckermann holt mit seinem Spielpartner Julius Brink Gold bei den Olympischen Spielen 2012 in London. Es war das erste Beachvolleyball-Gold für Deutschland.