Nr. 5/2021

Die Hände verraten, wo Gesten entstehen

Handbewegungen und Gesten begleiten uns im Alltag: ein nervöses Kratzen am Kinn, jemandem den Weg zeigen oder gestikulieren, um die eigenen Worte zu untermalen. Doch wo entstehen diese Gesten und was zeigen sie über den gesundheitlichen Zustand der Person, die sie ausführt? Lange wurde vermutet, dass alle Gesten aus der Hirnhälfte stammen, in der Sprache entsteht. Neue Erkenntnisse aus der Sensomotorik legen einen anderen Schluss nahe: Gesten können aus beiden Hirnhälften stammen – je nach (funktionaler) Intention. Sind sie besonders komplex, müssen sogar beide Hirnhälften zusammenarbeiten. Ein Experiment liefert neue Erkenntnisse, wo Gesten entstehen, die für das Bewegungslernen und die Therapie von neurologischen Erkrankungen von Bedeutung sein können.

Wenn Dr. Ingo Helmich ein Interview führt, beobachtet er sein Gegenüber genau. Er schaut, wie die Hände positioniert sind und welche Bewegungen wann und mit welcher Hand ausgeführt werden. Gesten und Handbewegungen sind seine Forschungsfaszination. Mit seiner Arbeit am Institut für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation möchte er mehr darüber herausfinden, wo Gesten entstehen, was sie über die ausführende Person verraten und wie man diese Erkenntnisse gezielt im Bewegungslernen und in der Therapie einsetzen kann. Um mehr darüber zu verstehen, führt er seit vier Jahren verschiedene Experimente durch. Die Ergebnisse seiner zwei neuen aufeinander aufbauenden Experimente wurden gerade im Paper „Hemispheric specialization for nonverbal gestures depicting motion and space“ in der Fachzeitschrift Brain and Cognition veröffentlicht.

Autor

Jun.-Prof. Dr. Ingo Helmich hat die Deutsche Sporthochschule Köln zum 1. Juli 2024 verlassen.

Vollständiges Paper