Wissenschaft schafft Transfer

Das Ziel ist klar: Alle Kinder sollen Schwimmen lernen! Doch trotz intensiver Bemühungen und verschiedener Aktionsprogramme verlassen viele Kinder die Grundschule ohne sicher schwimmen zu können. Dies liegt unter anderem daran, dass die personellen und räumlichen Ressourcen für die Schwimmvermittlung in Schule und Verein in den letzten Jahren immer knapper geworden und die Lehrenden mit einer zunehmenden Heterogenität der Kinder konfrontiert sind.

Nicht zuletzt wegen der ungünstigen Rahmenbedingungen, unter denen das Schwimmen vermittelt wird, ist es von entscheidender Bedeutung, alle Lehrenden – sowohl in der Schule, in den schwimmsporttreibenden Vereinen als auch Fachkräfte in den Bädern, welche mit der Schwimmausbildung betraut sind – bestmöglich zu qualifizieren und zu unterstützen, damit die zur Verfügung stehende Wasserzeit effektiv genutzt werden kann.

Zukünftig sollen Lehrende aller Organisationen deshalb bei der Planung, Vorbereitung und Durchführung der Schwimmausbildung in Schule und Verein von einer App unterstützt werden. Ausgangspunkt der App ist ein bereits entwickeltes und erprobtes Instrument zur Beurteilung des aktuellen schwimmerischen Könnens der Kinder. Auf der Basis der ermittelten Lernausgangslagen schlägt die App anschließend passende Übungsangebote für die Lehrpraxis vor. Eine Filterfunktion ermöglicht den Lehrenden u. a. die räumlichen Gegebenheiten und das zur Verfügung stehende Material zu benennen, so dass nur auch tatsächlich durchführbare Übungen und Spielformen angeboten werden. Mithilfe der App entfällt die aufwändige Recherche nach geeigneten Übungen und erleichtert – insbesondere weniger erfahrenen Lehrenden – die Vorbereitung. Darüber hinaus schult die App den diagnostischen Blick im Zusammenhang mit dem Schwimmenlernen und unterstützt die Dokumentation der individuellen Lernfortschritte der Lernenden.

Die Umsetzung der App erfolgt im Rahmen des Projekts „EuViS: Die App zur Diagnostik von Lernausgangslagen und der Gestaltung von passgenauem Schwimmunterricht“. Das Verbundprojekt der Deutschen Sporthochschule Köln und der Europa-Universität Flensburg erhält zur Realisierung eine dreijährige Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (Förderprogramm VIP+, Validierung des technologischen und gesellschaftlichen Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung) in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro.

 „Wir freuen uns riesig, dass es uns gelungen ist, das BMBF von unserer Idee zu überzeugen“, sagt Projektkoordinatorin Dr. Ilka Staub vom Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten der Deutschen Sporthochschule. Dr. Nele Schlapkohl vom Verbundpartner Europa-Universität Flensburg ergänzt, dass „Lehrkräfte in Vereinen, Schwimmschulen und Kindertagesstätten ebenso wie in Schule und Hochschule von der geplanten App profitieren können.“ Entscheidend ist aus der Sicht des Projektteams dabei vor allem, dass das Vorhaben von einem starken Netzwerk unterstützt wird. Univ.-Prof. Dr. Tobias Vogt, Verbundleiter und Leiter des Instituts für Vermittlungskompetenz in den Sportarten, formuliert es so: „Um die Vermittlung im Schwimmen trotz widriger Bedingungen nachhaltig zu verbessern, benötigen wir Formate, die diejenigen, die im Wasser oder am Beckenrand stehen, wirklich unterstützen. Transfer kann nur gelingen, wenn wir unsere Erkenntnisse aus der Wissenschaft für die Praxis zugänglich machen und gleichzeitig offen sind, die Erfahrungen aus der Praxis wiederum in unsere Überlegungen miteinfließen zu lassen“.

Die App soll sowohl in der schulischen als auch außerschulischen Schwimmvermittlung zum Einsatz kommen und validiert werden. Im Anschluss an die Projektphase soll die App den Lehrenden in Schule und Verein im Rahmen einer Ausgründung über ein Lizensierungssystem zur Verfügung gestellt werden.
 

Verbundkoordinator:
Deutsche Sporthochschule Köln
Dr. Ilka Staub & Univ.-Prof. Dr. Tobias Vogt

Verbundpartner:
Europa-Universität Flensburg
Dr. Nele Schlapkohl

Projektunterstützende Organisationen:
Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. (DLRG Bundesverband)
Bund Deutscher Schwimmmeister e.V. (BDS LV SH/HH)
Deutscher Schwimmlehrerverband e.V. (DSLV)
Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen in Schleswig-Holstein (IQSH)
Schwimmverband Nordrhein-Westfalen e.V. (SV NRW)

KONTAKT
Dr. Ilka Staub
Deutsche Sporthochschule Köln
Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten
i.staub@­dshs-koeln.de
Tel.: +49 221 4982-4223