Absolvent*innen-Studie

Ergebnisse frühere Befragungen

„Was kann man eigentlich mit einem Sportstudium anfangen?“. Diese häufig gestellte Frage ist vielen Studierenden und AbsolventInnen der Deutschen Sporthochschule durchaus bekannt. Sollte die Wahl nicht auf ein Lehramt-Studium gefallen sein, sehen sich Sporthochschul-AbsolventInnen mit einem äußerst heterogenen und dynamischen Berufsfeld konfrontiert:

Neben den klassischen, außerschulischen Tätigkeitsbereichen in traditionellen Sportorganisationen oder Gesundheitseinrichtungen zählen kommerzielle Sportanbieter und Medienunternehmen zu den neueren (Erscheinungsformen des) Berufsfeldes. Doch auch Überschneidungen und Vernetzungen mit diversen anderen Branchen – wie z.B. der Veranstaltungs-, Tourismus- oder allgemein der Unterhaltungs- und Freizeitbranche – charakterisieren das Berufsfeld für AbsolventInnen sportwissenschaftlicher Studiengänge.

Dabei hat die zentrale Frage nach dem Verbleib der AbsolventInnen mit der Einführung der konsekutiven Studiengänge im Wintersemester 2007/08 und dem Hervortreten der ersten Bachelor-AbsolventInnen im Jahr 2010 deutlich an Brisanz gewonnen. Führen die reformierten Studiengänge etwa dazu, dass die Beschäftigungsfähigkeit der Bachelor-AbsolventInnen durch eine stärkere berufspraktische Orientierung und die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen gefördert wird? Oder resultieren mögliche negative Folgen der zeitlichen und strukturellen Straffung (Verschulung) in einer kategorischen Ablehnung auf dem Arbeitsmarkt?

Die DSHS AbsolventInnen-Studie, die ab 2012 in Kooperation mit dem internationalen Zentrum für Hochschulforschung der Universität Kassel (INCHER) und in enger Zusammenarbeit mit mehr als 70 weiteren deutschen Hochschulen durchgeführt wird, versucht sich diesen und weiteren Fragestellungen systematisch zu nähern. Neben dem Übergang von der Hochschule in die Erwerbstätigkeit zählen retrospektive Bewertungen der Studienbedingungen, die Aneignung berufsrelevanter Kompetenzen und deren Anforderung auf dem Arbeitsmarkt, Arbeitszufriedenheit sowie mögliche Zusammenhänge zwischen Studium und Beruf zu den zentralen Themengebieten der Studie. Ziel ist es, die relevanten Ergebnisse der Befragung für die Verbesserung und Weiterentwicklung der Studienangebote, -bedingungen sowie berufsorientierter Serviceleistungen im Sinne einer kontinuierlichen Qualitätsentwicklung zu nutzen. 

Was passiert nach dem Studium...

Die Wege nach dem Studium gestalten sich durchaus vielfältig – was im bundesweiten Vergleich allerdings keine Besonderheit darstellt[1]. Etwas mehr als die Hälfte aller AbsolventInnen[2] begibt sich mit dem neu erworbenen Abschluss auf die Suche nach einer Beschäftigung, mit der häufig bereits vor (49%) bzw. ungefähr zur Zeit des Studienabschlusses (29%) begonnen wird.

Diejenigen, die aktiv nach einer Beschäftigung suchen, kontaktieren im Schnitt elf Arbeitgeber (M = 11,1; SD = 10,4; Median = 10) und benötigen rund drei Monate (M = 3,4; SD = 2,5; Median = 3), bis sie die erste Beschäftigung finden. Bewerbungen auf ausgeschriebene Stellen (30%) sowie das Nutzen von Kontakten aus Praktika und Nebenjobs vor und nach dem Studium (27%) erweisen sich dabei als die effektivsten Vorgehensweisen der Beschäftigungssuche[3]. Rund 15% der AbsolventInnen werden von einem Arbeitgeber kontaktiert, während Blind- bzw. Initiativbewerbungen (7%) oder die Hilfe von Freunden, Bekannten und Kommilitonen (8%) vergleichsweise selten zum Erfolg führen.

Arbeitgeber legen aus Sicht der AbsolventInnen besonderen Wert auf Persönlichkeit (89%), berufspraktische Erfahrungen (71%) sowie eine gewisse Bereitschaft zur Flexibilität und Mobilität (71%)[4]. Die Abschlussnote (13%) sowie das Thema der Abschlussarbeit (15%) scheinen auf der anderen Seite einen geringeren Einfluss auf den Entscheidungsprozess der Arbeitgeber zu haben. Warum sich nur rund die Hälfte der AbsolventInnen auf die Suche nach einer Beschäftigung begibt, hat unterschiedliche Gründe. Während Bachelor-AbsolventInnen im Wesentlichen ein weiteres Studium als Grund für den Verzicht auf die Beschäftigungssuche angeben (82%), finden Diplom-AbsolventInnen häufig über andere Wege[5] eine Beschäftigung (56%) oder gehen selbstständigen bzw. freiberuflichen Tätigkeiten (20%) nach.

[1] Vgl. Schomburg (2009).
[2] Bezogen auf alle Bachelor-, Master- und Diplom-AbsolventInnen, die im Kalenderjahr 2010 an der DSHS Köln graduiert haben.
[3] AbsolventInnen, die nach Studienabschluss eine Beschäftigung gefunden haben, sollten angeben, wie sie zu dieser Beschäftigung gekommen sind (Frage: „Welche Vorgehensweise führte zu Ihrer ersten Beschäftigung nach Studienabschluss?“).
[4] Die Prozentangabe zeigt den Anteil der AbsolventInnen, der den entsprechenden Aspekt als (sehr) wichtig einschätzt (Frage: „Wie wichtig waren aus Ihrer Sicht die folgenden Aspekte für Ihren ersten Arbeitgeber nach Studienabschluss bei der Entscheidung, Sie zu beschäftigen?“).
[5] 28% der nicht suchenden Diplom-AbsolventInnen geben an, eine Beschäftigung gefunden zu haben ohne zu suchen; 34% haben eine berufliche Tätigkeit fortgeführt, die sie schon vorher hatten.

... und wie gehts weiter?

Mit der Befragung der AbsolventInnen rund 1,5 Jahre nach Studienabschluss lassen sich erste berufliche Entwicklungen abbilden, die vor allem in Zeiten der „Generation Praktikum“ ein besonderes Interesse hervorrufen. Unter den AbsolventInnen, die sich derzeit nicht in einem weiteren Studium befinden, gehen mehr als zwei Drittel (69%) einer regulären, abhängigen Beschäftigung nach, die bei einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit[6] von 42,6 Stunden (SD = 9,32) mit einem durchschnittlichen monatlichen Bruttogehalt von 2.484 Euro (SD = 749,63) vergütet wird.

Ein Viertel der AbsolventInnen befindet sich zusätzlich (13%) oder ausschließlich (12%) in einer selbstständigen oder freiberuflichen Tätigkeit, sodass sich insgesamt 81% (der nicht Weiterstudierenden) diesen Beschäftigungsformen zuordnen lassen. AbsolventInnen, die nicht erwerbstätig sind und eine Beschäftigung suchen, stellen mit 3% die absolute Ausnahme dar. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse wie Praktika, Volontariate oder Trainee-programme treten unmittelbar nach Studienabschluss relativ häufig auf (23%), was allerdings ein gesellschaftliches Problem und keine Besonderheit des Arbeitsmarktes Sport darstellt[7].

Angst vor Praktika-Karrieren oder Kettenpraktika ist an dieser Stelle dennoch nicht angebracht. So befinden sich 1,5 Jahre nach Studienabschluss lediglich 7% in jenen Beschäftigungsverhältnissen, bei denen es sich überwiegend um gut bezahlte Volontariate und Traineeprogramme handelt, die im Schnitt mit monatlich 1.575 Euro Brutto (SD = 598,61) vergütet werden und nicht auf eine Ausbeutung der AbsolventInnen hindeuten. Mit weniger als ein Prozent spielen Praktika zu diesem Zeitpunkt nach dem Studium eine untergeordnete Rolle.

[6] Die Wochenarbeitszeit bezieht sich auf die tatsächlich realisierte Arbeitszeit. Die vertraglich festgelegte Arbeitszeit liegt im Schnitt bei 38 Stunden.
[7] Siehe hierzu Briedis und Minks (2007, S. 3 f.) oder Schmidt und Hecht (2011).

Die ersten Bachelor-AbsolventInnen der DSHS Köln

Die Absolventinnen und Absolventen der neuen Bachelor-Studiengänge zeigen sich kurz nach Studienende[8] relativ unbeeindruckt vom „Schreckgespenst Bologna“. Lediglich 58% haben sich zu diesem Zeitpunkt auf einen weiteren Studiengang beworben, wobei diese Entscheidung nur in Ausnahmefällen auf einen Mangel an beruflichen Perspektiven oder eine gescheiterte Beschäftigungssuche zurückzuführen ist. Ähnlich selbstbewusst fallen auch die beruflichen Ansprüche der Bachelor-AbsolventInnen aus: Demnach ist der Wunsch nach einer fachadäquaten Beschäftigung und die Nähe zum aktiven Sport deutlich stärker ausgeprägt als bei Diplom-AbsolventInnen, die indes eher dazu bereit wären, bei einer schwierigen Arbeitsmarktlage von ihren persönlichen beruflichen Zielen abzuweichen.

Dieses selbstbewusste Bild der ersten Bachelor-Kohorte der Sporthochschule ist allerdings nicht in jeder Hinsicht konsistent. Geht es beispielsweise um die Übernahme einer Führungsposition im zukünftigen Job, zeigen Bachelor-AbsolventInnen, die kein Anschlussstudium anstreben, deutlich weniger Ambitionen als ihre ehemaligen Kommilitonen mit Diplom-Abschluss. Und auch die tatsächlich realisierte Übergangsquote der nicht weiterstudierenden Bachelor-AbsolventInnen fällt kurz nach Studienabschluss mit 44% deutlich geringer aus (Diplom: 64%).

Dieser Unterschied hat zum Teil methodische Gründe, da der Befragungszeitpunkt für einen Teil der Bachelor-AbsolventInnen zu dicht am Studienende lag.[9] Wie jedoch die Ergebnisse multivariater Analysen zeigen, begünstigen vor allem berufspraktische Erfahrungen in Form von zusätzlichen Praktika und studentischen Nebentätigkeiten einen raschen Übergang in die Erwerbstätigkeit.[10] Während diese von Diplom-AbsolventInnen – die ihr Studium im Schnitt zwei bis drei Semester verzögerten – ausreichend gesammelt werden, weisen die befragten Bachelor-AbsolventInnen in dieser Hinsicht deutliche Defizite auf. Da die befragten Bachelor-AbsolventInnen der ersten Kohorte ihr Studium jedoch ausnahmslos nach sechs Semestern (Regelstudienzeit) abgeschlossen haben und somit auch weniger Zeit für das Sammeln berufspraktischer Erfahrungen zur Verfügung hatten, bleibt abzuwarten, ob diese Defizite auch in den kommenden Kohorten auftreten und inwiefern sie auf die Struktur der Bachelor-Studiengänge zurückzuführen sind.

Rund 1,5 Jahr nach Studienabschluss[11] befinden sich 72% der Bachelor-AbsolventInnen in einem weiteren Studium[12], was bundesweit für universitäre AbsolventInnen mit Bachelor-Abschluss üblich ist.[13] Bei den übrigen Jungakademikern scheint sich ein durchaus positives Bild zu ergeben[14]: 71% befinden sich in einem regulären, abhängigen Beschäftigungsverhältnis, 14% sind ausschließlich selbstständig bzw. freiberuflich tätig. 7% befinden sich in einer Fort- oder Weiterbildung, während weitere 7% noch nach einer hauptberuflichen Beschäftigung suchen und derzeit Gelegenheitsjobs nachgehen. Bei den „berufstätigen“ Bachelor-AbsolventInnen liegt das monatliche Bruttoeinkommen bei einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 41,2 Stunden (SD = 12,80) im Schnitt bei 2.542 Euro (SD = 838,24). Der Bezug zum Sport geht dabei nur in Ausnahmefällen verloren. Rund 83% sehen in ihrer Beschäftigung einen (sehr) starken Bezug zum Sport und sind insgesamt zufrieden mit ihrem Job (75%).

[8] Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf die erste Befragung der AbsolventInnen des Jahrgangs 2010, die sog. Biographie-Erfassung, die Ende 2010 bis Anfang 2011, also kurz nach Studienende, durchgeführt wurde.
[9] Während die erste Bachelor-Kohorte die letzte Prüfungsleistung tendenziell erst gegen Ende des Sommersemesters 2010 (6. Semester) erbrachte, hatten Diplom-AbsolventInnen prinzipiell die Chance, schon Anfang 2010 zu graduieren, was die Zeit für die Beschäftigungssuche teilweise erhöht hat.
[10] Die Ergebnisse der schrittweisen, binären logistischen Regressionsanalyse zeigen, dass vor allem die im Modell (Nagelkerke R² = .419) enthaltenen Prädiktoren „Freiwillige Praktika“, „Studentische Nebentätigkeiten“ sowie „Zeitpunkt der letzen Prüfung“ signifikante (und hohe) Effektkoeffizienten aufweisen. Für ähnliche Ergebnisse aus anderen AbsolventInnen-Studien siehe z.B. Falk und Reimer (2007), Haug und Kropp (2002) oder Sarcletti (2009).  
[11] Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf die Folgebefragung der AbsolventInnen des Jahrgangs 2010, die rund 1,5 Jahre nach Studienabschluss gegen Ende des Jahres 2011 durchgeführt wurde (und in Anlehnung an das Kooperationsprojekt Absolventenstudien als „Erstbefragung“ bezeichnet wird).
[12] Davon befinden sich 86% in einem Masterstudiengang.
[13] Siehe hierzu Briedis, Heine, Konegen-Grenier und Schröder (2011, S. 66), Neßler Oestreicher, Berg und Strübig (2010, S. 28) und Schomburg (2009, S. 62).
[14] Die Ergebnisse beziehen sich auf eine geringe Fallzahl (n=14) und sind daher nur bedingt aussagekräftig.